Stadtbibliothek Darmstadt – Georg-Moller-Preis 2020

Sebastian Schäfer (1. Preis)

Der Entwurf von Sebastian Schäfer überzeugt durch seine Eigenständigkeit und ein hohes Maß an Durcharbeitung. Die geschickte städtebauliche Setzung und das stetige Auflösen des gestuften Baukörpers von der Schleiermacherstraße hin zum Herrngarten, zeigen eine intensive Auseinandersetzung mit dem Ort und zeugen von einem differenzierten architektonischen Verständnis. Die Erdgeschossnutzung, das kontemplative Arbeiten im Untergeschoss, die Raumproportion und wie diese in Beziehung zueinander gesetzt werden, sowie die ausdifferenzierte Topographie der Freifläche erzeugen einen Vorplatz mit hoher Aufenthaltsqualität und eigener Identität. Die Innenräume überzeugen bis ins Detail durch eine sehr gekonnte Anordnung und sorgfältige Ausformulierung. Die vertikale Verknüpfung der Geschosse über Lufträumen erzeugt über diagonale Blickbeziehungen spannende und vielfältige Raumsequenzen und schöne Raumeindrücke.

Die detailreich ausformulierten Fassaden nehmen Proportionen und Farbigkeit der historischen Nachbarschaft auf und interpretieren diese neu. Es entsteht ein höchst eigenständiger – dem Ort und der Nutzung entsprechender – Ausdruck

Katja Heilingbrunner (2. Preis)

Katja Heilingbrunner teilt das Raumprogramm auf einen flächigen Baukörper auf, der funktional hervorragend organisiert ist. Der ‚Gebäudeteppich’ fügt sich wie selbstverständlich in den umgebenden Park ein. Die Setzung ist eine überzeugende Antwort auf die ungenügende Situation, die durch die Rückseite des Landesmuseums zum Herrngarten hin entsteht. Die leicht geschwungenen Dächer, die fein detaillierte Fassade und die hohe Transparenz, sowie die zugleich zeitgenössische, wie auch zeitlich ungebunden wirkende Architektursprache vermögen es, dem Gebäude einen Ausdruck zu verleihen, der sowohl der Aufgabe, als auch dem Ort in bester Weise gerecht wird.

Ella Westphal (3. Preis)

Der C-förmige, polygonale Baukörper fügt sich äußerst gefällig in die umliegende Bebauung ein und vermag die städtebauliche ‚Wunde’ nördlich des Kargelbaus zu heilen. Der Entwurfsgedanke, den Erweiterungsbau ‚fertig zu bauen’ und auf diesen Bezug zu nehmen, überzeugt. Im Zusammenklang mit dem Kargelbau und der Westfassade des Landesmuseums entsteht so ein qualitativ hochwertiger, gefasster Außenraum. Die geschlossene Fassade zur Schleiermacherstraße und die sich weit öffnende zum Herrngarten hin, abgesenkte Fassade werten den öffentlichen Raum auf und schaffen eine hohe Qualität im Inneren des Gebäudes. Die freie Organisation des Innenraumes sowie die gewinkelte Kaskadentreppe schaffen geschickte Blickbezüge und eine sehr spannende Wegführung durch das Gebäude.

Haya Al Bitar (Anerkennung)

Aus der geschickten Interpretation der Aufgabenstellung wird konzeptionell sowie durch die räumliche Anbindung ein neuer Typus ‚Biblioseum’ und eine einzigartige Leseumgebung abgeleitet. Im Inneren des Gebäudes entsteht eine fließende Raumabfolge zwischen Bibliothek und Museum von hoher Qualität. Die größtenteils geschlossenen Fassaden im ersten und zweiten Obergeschoss erzeugen eine kompakte, geborgene und kontemplative innenräumliche Atmosphäre, während sich das Erdgeschoss großzügig weithin zum Park öffnet.

Maximilian Gehron (Anerkennung)

Aus dem Wechsel offener und geschlossener, gerader und konkav gebogener Fassaden entsteht ein identitätsstiftender Baukörper der sich stadträumlich sehr gut in die Maßstäblichkeit der umgebenden Bebauung einfügt, wobei der Anschluss an die nördliche Bebauung nicht überzeugt. Es entstehen öffentliche Räume mit hoher Aufenthaltsqualität, die geschickt Bezüge aufnehmen und auf unterschiedliche Bedingungen der Nachbarbebauung reagieren. Die großflächige Öffnung zum Herrngarten und zur Schleiermacherstraße lassen im Einklang mit ihrer innenräumlichen Orientierung viel Qualität erwarten. Der Mut, die konkav gebogenen Fassaden weitgehend geschlossen zu halten, findet Anerkennung und beruhigt das Fassadenbild.