Jakob Wilhelm Mengler-Preis 2018

Cora Wählt

Das vorgegebene Raumprogramm wird auf zwei, durch ein gemeinsames Sockelgeschoss miteinander verbundene Baukörper verteilt. Der großzügige Platz zwischen den Baukörpern orientiert sich nach Norden zur Mathildenhöhe – dieser ist Eingangsbereich für das Ensemble, aber zugleich auch Auftakt der Mathildenhöhe und wertet somit den öffentlichen Raum auf. Der südliche Baukörper bildet, als Bibliothek-turm mit markanter Betonkrone konzipiert, durch seine Proportion einen weithin sichtbaren ikonographischen Auftakt zum Gesamtensemble Mathildenhöhe von Süden.

Die detailreich ausformulierten Fassaden nehmen Proportionen und Farbigkeit der historischen Nachbarschaft auf und interpretieren diese neu. Es entsteht ein höchst eigenständiger – dem Ort und der Nutzung entsprechender – Ausdruck. Die Innenräume überzeugen bis ins Detail durch sehr gekonnte Setzung und sorgfältige Ausformulierung. Geschickt gesetzte Außenraumbezüge und diagonale Blickbeziehungen prägen die innenräumliche Atmosphäre.

Der Entwurf von Cora Wählt für den Deutschen Werkbund ist ein herausragender und höchst eigenständiger Betrag zur Entwurfsaufgabe, in dem die vielschichtigen städtebaulichen, typologischen und konstruktiven Fragestellungen in einen ganzheitlichen Ansatz gelöst und eine der Aufgabe und dem besonderen Ort angemessene Charakter Innen und Außen gefunden wird.

Max Nohe

Ein linearer Baukörper, parallel zum Straßenraum mit einem Freiraum zum Wasser hin als Fortsetzung des Hafenpark, antwortet geschickt in seiner Einfachheit die städtebaulich schwierige Situation. Der plastische modulierte langgestreckte Baukörper markiert die besondere Nutzung und bildet Auftakt sowie Abschluss des zu entwickelnden Quartiers.

Der Antagonismus der unterschiedlichen Nutzungen der Besucher und der internen Bereiche hinter der Bühne wird durch eine höchst eigenständige Typologie aufgelöst, die den unterschiedlichen Anforderungen der Nutzungsbereiche entspricht. Fließende, offene und zusammenhängende Räume in allen Nutzungsbereichen ergeben Flächen der Kommunikation und der Begegnung. Die Typologie überrascht in ihrer Klarheit und Einfachheit und erlaubt durch sorgfältige Anordnung der einzelnen Funktionsbereiche Synergien zwischen den Nutzungen und einen einfachen Betriebsablauf ohne viele Höhentransporte.

Der Besucher betritt aus dem Park oder dem Straßenraum kommend das Foyer über einen halboffenen Außenraum als Vermittler, an dem ein Atelier zur Bespielung des Freiraums angelagert ist. Das Foyer lädt mit einer umlaufenden Galerie ein zum Treffen vor und nach dem Kunstgenuss ein, kann jedoch selbst auch als Bühne genutzt werden. Der Saal überrascht mit seiner kargen, werkstattartigen Ausstattung, ist jedoch in seinen Proportionen sehr gut bespielbar. Durch präzise gesetzte Ausblicke ist das Stadtquartier im Inneren erlebbar, die Lichtführung ist abwechslungsreich. Die, skulpturale Anmutung wird durch die Materialisierung in eingefärbten Sichtbeton und die spürbare Konstruktion gestärkt.

Die bis das Detail gedachte Ausformulierung und Atmosphäre spiegelt die räumlichen und typologischen Ideen wieder und führt zu einem kraftvollen, sehr eigenständigen Ausdruck der sich von dem klischeeartigen, glamourösen Bild eines Opernhauses löst. Zugleich fügt sich die erzielte Anmutung sehr gut in den Charakter des Ort des Hafenviertels ein und bildet einen Hintergrund für verschiedenste Inszenierungen und das Potential ‚Oper’ neu zu denken. Der Entwurf von Max Nohe ist ein herausragender und höchst eigenständiger Betrag zu der sehr komplexen Entwurfsaufgabe, wobei die vielschichtigen städtebaulichen, typologischen und konstruktiven Fragestellungen in einen ganzheitlichen Ansatz gelöst werden.