Kinder- und Jugendbibliothek in Stockholm: Fachbereichspreis an Rongjun Zhou

Grundidee

Rongjun Zhou bezieht sich in seinem Entwurf auf die Werke der Namensgeberin der Bibliothek – Astrid Lindgren. Ihre bekannteste Figur, Pippi Langstrumpf, ist – wie es sich für eine Seeräubertochter gehört – eine begeisterte Seglerin. Zhou betrachtet das Schiff als ein Objekt, das die Träume und die Vorstellungskraft von Kindern beflügelt. Zudem liegen im Stadtzentrum von Stockholm viele Schiffe am Hafen. Von diesen Bezugspunkten ausgehend entwickelte er den Baukörper in Form eines traditionellen skandinavischen Langschiffs.

Städtebauliches Konzept

Die prägnante, sehr klare Form lässt die Bibliothek aus der Entfernung leicht, schlank und schwebend erscheinen. Durch die Hinwendung zum Wasser schwebt die Wölbung des Baukörpers über dem Meeresspiegel und zieht so die Blicke auf sich. Der eigenwillige Neubau nimmt trotz seines zeitgenössischen Erscheinungsbildes auch Elemente der umgebenden Hafenumgebung und des Langschiffs der Wikinger auf. In der Altstadt stellt der über 95 Meter lange Neubau einen Fremdkörper dar, der sich durch seine Bezüge zum historischen und morphologischen Kontext doch in sein Umfeld integrieren lässt.

Raumkonzept

Um das sichtbare Volumen der Bibliothek so klein wie möglich zu halten, ist das Gebäude in zwei Bereiche gegliedert – über dem Bodenniveau und im Untergrund. Im Untergeschoss befinden sich rund um einen versenkten kreisförmigen Platz die Werkstatt sowie Bereiche für Musik, Unterhaltung und andere Aktivitäten. Im Erdgeschoss liegt ein relativ ruhiger Lesebereich. Die Fassade im Erdgeschoss kann vollständig geöffnet werden, so dass die Benutzer*innen mit Blick auf das Meer lesen können. Herzstück der Bibliothek ist der großzügige Bereich im Obergeschoss mit unterschiedlichen Lesebereichen.

Material

Trotz seiner Größe scheint der Baukörper zu schweben, da die Fassade im Erdgeschoss transparent und zurückgesetzt ist. Mit Ausnahme der Neigung gibt es keine Differenzierung zwischen Fassade und Dach. Das räumliche Konzept, die bewusste Reduktion auf wenige Elemente und Materialien spiegeln sich auch in der Fassadengestaltung wieder: Heiß gebogene Eichenholzplatten in Keilspund- und Stülpschalung decken das gesamte Dach ab und umrahmen die Glaselemente.